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Cranach in Weimar
ERBE DER KUNST UND DES NAMENS Am 25. Januar 1586 stirbt Lucas Cranach der Jüngere im Alter von 71 Jahren. Der Stadtpfarrer Georg Mylius hält die Leichenpredigt, lobt seinen christlichen Lebenswandel, seinen unermüdlichen politischen Einsatz und seine Kunst. Als „Erbe der Kunst und des Namens“ wie als „frommer Herr“ hat er in Wittenberg höchstes Ansehen genossen. Mit dem Verkauf eines Teils des künstlerischen Nachlasses im Jahr 1588 an die Dresdner Kunstkammer wird das Ende der Werkstatt, die sein Sohn Augustin fortführt, eingeläutet.

Sebastian Walter, Epitaph für Lucas Cranach d.J. und seine beiden Ehefrauen, um 1606, Chorraum der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg.
Foto: Jürgen M. Pietsch
DER MUNDSCHENK Auch wenn Cranach der Jüngere nicht zum Hofmaler ernannt wird, erhält er von den albertinischen Herrschern bedeutende Aufträge und bleibt der Maler der Kurfürsten. Über die schweren politischen und konfessionellen Konflikte hinweg hält er die Werkstatt auf gutem Niveau, wahrt die Kontinuität ihrer reformatorischen Bildproduktion und verhilft dem Epitaph wie dem Standesporträt zu großer Blüte. Erstaunlicherweise hat er kein Selbstbildnis hinterlassen, nur ein Rollenbildnis als Mundschenk in einem seiner Gemälde.

Cranach der Jüngere, Ausschnitt aus dem Gemälde „Das Abendmahl“. Epitaph für Fürst Joachim von Anhalt, 1565.
Foto: Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien Dessau.
EIN WITTENBERGER Multitalent Cranach der Jüngere engagiert sich viele Jahre in der politischen Selbstverwaltung der Stadt. Als reicher Bürger Wittenbergs gehört er dem Ratskollegium an, wird Kämmerer und Bürgermeister. 1565 ernennt ihn der Kurfürst zum Landessteuereinnehmer. Geschickt vermehrt er das eigene Vermögen und den Immobilienbesitz, übernimmt zahlreiche Vormundschaften und engagiert sich für das Gemeinwohl. 1569 bestätigt der Kurfürst ihm das Recht auf Weinausschank, das die Stadt ihm wiederholt streitig zu machen suchte.

Anonymer Schreiber, Kurfürstliches Weinschankprivileg für Lucas Cranach d.J., Kurfürstliche Kanzlei, Originalausfertigung Dresden, 13. Juni 1569.
Foto: Städtische Sammlungen der Lutherstadt Wittenberg, Ratsarchiv, Hagen Immel
Eine Zeitkapsel Ab 1556 werden die im Schmalkaldischen Krieg abgetragenen Turmhauben der Wittenberger Stadtkirche erneuert. Die Ratsherren geben bei Matthias Gunderam, Vetter und Hauslehrer von Cranach dem Jüngeren, eine Familienchronik in Auftrag, die zusammen mit ernestinischen Münzen aus seinem Besitz zum Gedenken an den Vater in die Turmknäufe eingelegt wird. Sie überliefert erstmals biografische Daten und Episoden aus dem Leben Cranachs des Älteren und würdigt den Sohn als geachteten Bürger und Erben der Malkunst.

Lucas Cranach der Jüngere, Epitaph für Franziskus Oldehorst (Ausschnitt), um 1569.
Foto: Ev. Stadtkirche St. Marien Wittenberg
VATER UND SOHN Das Jahr 1550 bringt eine tiefe Zäsur: Der Vater folgt nach langem Zögern dem 1547 im Schmalkaldischen Krieg vom Kaiser gefangen genommenen ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich nach Augsburg. Vor seinem Weggang regelt er sein Erbe, überlässt die Apotheke dem Schwiegersohn Caspar Pfreund und übergibt die Werkstatt seinem Sohn Lucas. Wohl um die Erinnerung an den Vater festzuhalten, malt Cranach der Jüngere sein Bildnis. 1553 stirbt Cranach der Ältere 81-jährig in Weimar im Hause seiner Tochter Barbara.

Lucas Cranach der Jüngere, Porträt von Lucas Cranach dem Älteren, 1550.
Foto: Uffizien Florenz
Wappen Cranach Seit dem Tod des Bruders ist Cranach der Jüngere zum Nachfolger und künftigen Hausvater der Familie bestimmt. 1541 heiratet er Barbara Brück, Tochter des einflussreichen kursächsischen Kanzlers Gregor Brück. Als sie 1550 an der Pest stirbt, vermählt er sich mit Magdalena Schurff, Tochter des kurfürstlichen Leibarztes und Freund Luthers, Augustin Schurff. Aus beiden Ehen gehen neun Kinder hervor, von denen vier früh sterben. Die Kinder Cranach des Jüngeren werden gut verheiratet und haben zahlreiche Nachkommen.

Cranach-Wappen, Malerei auf Papier, aus dem Stammbuch von Abraham und David Ulrich.
Foto: Deutsches Historisches Museum
ZWEI BRÜDER Eigentlich ist der Bruder Hans zum Nachfolger der Cranach-Werkstatt bestimmt. 1537 tritt er eine Studienreise nach Italien an, auf der er am 9. Oktober in Bologna einem „tödlichen Fieber“ erliegt. Die Nachricht versetzt alle in tiefe Trauer; sein Freund, der gleichaltrige Dichter Johannes Stigel, widmet ihm ein Trauergedicht. Von seinem großen Können zeugt das Porträt des Gregor Brück, das neben dem Schlangensignet unter einer Übermalung die Initialen HC trägt, ihm also zugeschrieben werden kann.

Hans Cranach, Bildnis des Kanzlers Gregor Brück, 1533.
Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
 Im Zeichen der Schlange Lucas der Jüngere tritt, wie zuvor sein Bruder Hans, als Lehrling in die väterliche Werkstatt ein und beteiligt sich bald an der gesamten Bildproduktion. Erstmals aktenkundig wird er 1535 durch Lohnzahlungen für Arbeiten am Torgauer Schloss. Für die Herkunft der Gemälde der Cranach-Werkstatt bürgt eine Marke: die geflügelte Schlange. Individuelle Signaturen, an denen man hätte Vater, Söhne oder Mitarbeiter unterscheiden können, gibt es nur ausnahmsweise. Um 1537 erfolgt ein Signaturwechsel: Die Schlange trägt fortan liegende Flügel.

Signatur von Cranach dem Jüngeren vom Epitaph-Altar der Weimarer Stadtkirche, 1555
Foto: Cranach Digital Archive (CDA) Düsseldorf/Köln
1517 erwirbt der Vater einen großen Hof in der heutigen Schlossstraße 1, den er für seine expandierende Malerwerkstatt ausbaut. Angeschlossen ist auch eine Apotheke. Lucas der Jüngere wächst in einem begüterten, im höfischen Milieu verankerten Haushalt, der von Wohlstand, Dynamik und Geschäftssinn geprägt ist, heran und gehört zur ersten Generation, die im neuen Glauben erzogen wird.

Ansicht des Cranachhofes in der Schlossstraße 1.
Foto: Jürgen M. Pietsch
Geburtshaus am Markt 4 Lucas Cranach der Jüngere wird am 4. Oktober 1515 in Wittenberg als zweiter Sohn des kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach der Ältere und seiner Frau Barbara Brengebier geboren. Er wächst mit dem älteren Bruder Hans und den drei jüngeren Schwestern Barbara, Ursula und Anna in Wittenberg auf. Seine ersten Lebensjahre verbringt er in einem der Cranach-Häuser am Markt.

Ansicht des Cranach-Hauses am Markt 4.
Foto: WittenbergKultur e.V.

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