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Cranach in Gotha
Johannes war der Jünger, den Jesus besonders liebte. Als engster Vertrauter sitzt er beim Abendmahl stets an seiner Seite, häufig schmiegt er sich eng an ihn an. Auch Cranach zeigt die beiden in inniger Umarmung, einander nah und doch allein und in sich gekehrt, als würden sie das kommende Unheil vorhersehen.
Wer sind die Dargestellten in der Tischrunde Christi? Sind es nur Charakterköpfe oder Porträts einzelner Personen? Man glaubt, unter ihnen die Drucker Hans Lufft, Georg Rhau und Bartholomäus Vogel erkennen zu können – doch ist dies nicht wirklich zu belegen. Luthers didaktische Ambitionen allerdings legen es nahe, dass mit jeder Figur eine bestimmte Person gemeint war, die erkannt werden sollte.
Mit seinen 12 Jüngern ist Jesus am Abend vor seinem Tod zu einem letzten Mahl zusammengekommen. Das gebratene Lamm in der Mitte der Tafel ist noch unversehrt, das Besteck noch unangetastet, das Brot, das Jesus bricht, um es seinen Jüngern zu reichen, aufgeschnitten bereitgestellt, aber nicht gebrochen – Luthers Auffassung zufolge soll im Abendmahl – übrigens eine Wortschöpfung von ihm – nicht Brot gebrochen, sondern an seiner statt eine Hostie gereicht werden.
Judas, der traditionell in einem gelben Gewand gezeigt wird, sitzt, von den anderen abgesondert, auf der Steinbank und wendet sich Christus zu. Dieser schiebt ihm das Brot mit dem Finger in den Mund, so, als würde er ihm seinen Finger in den Mund stecken, und damit ihm, dem Verräter, seinen Leib darreichen: Auch der Sünder empfängt die Gnade Gottes.
Eine Felsenburg in einer Landschaft, wie sie in den Elbauen, man denke an das Elbsandsteingebirge, durchaus zu finden sein könnte. Vielleicht spielt dieses Motiv aber auch auf den Berg Zion an, eine Turmburg in Jerusalem gemeint. Die Felsenburg als Motiv wird in zahlreichen Werken Cranachs fasst wie eine Formel eingesetzt.
Auch Martin Luther hat sich unter die Jünger Christi gereiht – in der Verkleidung als Junker Jörg. So nannte er sich, als der sächsische Kurfürst ihn zum Schutz vor dem Bann des Papstes hatte auf die Wartburg entführen lassen. Ein Jüngling reicht ihm einen mit Wein gefüllten Becher – vielleicht ist es Cranach der Jüngere, der sich hier in der dienenden Rolle des Mundschenks mit einem Selbstbildnis in die Szene eingebracht hat?

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