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Cranach in Gotha
ENTDECKEN SIE EINEN MEISTER! Sein Name ist weithin bekannt, sein Leben und Werk weit weniger. Die kollektive Erinnerung konzentrierte sich bislang vor allem auf den Vater, Lucas Cranach den Älteren. Dass es daneben und danach einen zweiten, ebenfalls sehr talentierten Lucas Cranach gab, wurde, wenn überhaupt, nur am Rande dargestellt. Der 500. Geburtstag ist darum mehr als nur ein willkommener Anlass, Leben und Werk des bislang unbekannten Meisters erstmals in einer monografischen Ausstellung vorzustellen. Mit seinen Gemälden, Holzschnitten und Bibelminiaturen, mit seinen einfühlsamen Porträts, lehrhaften Epitaphien und Altären gehört er ohne Zweifel zu den großen Entdeckungen der Kunstgeschichte.

Lucas Cranach der Jüngere (?), Das Abendmahl (Epitaph für Fürst Joachim von Anhalt), nach 1565 Foto: Tim Hufnagl
Herkules bei Omphale Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Söhne Cranach d. Ä. waren auf den Stil, die Materialien und Techniken der Cranach-Werkstatt eingeschworen. Nur selten ist eine Händescheidung möglich. Die Wiederholung eines Motivs, wie beim Porträt der Christiane Eulenau, oder Serienthemen wie „Herkules bei Omphale“ erlauben Vergleiche. Mehr als feine Unterschiede im Malstil und kleine Akzentverschiebungen sind jedoch nicht auszumachen. Eine letzte Sicherheit gibt es für die Zuschreibungen nicht.

Lucas Cranach der Ältere, Herkules bei Omphale, 1537
Foto: Tim Hufnagl
Luther und Lutherrose Martin Luther stellte mit der Bibel das Wort Gottes in den Mittelpunkt des Glaubens. Seine Bibelübersetzung eröffnete allen den eigenständigen Weg der Erkenntnis des wahren evangelischen Glaubens und seiner Christusbotschaft. Der Wittenberger Drucker Hans Lufft erstellte im 16. Jahrhundert zahlreiche Auflagen der Lutherbibel. Lucas Cranach d. J. schuf für diese Bibeln zahlreiche kostbare Miniaturmalereien, darunter die Glaubensallegorie von Gesetz und Gnade sowie Porträts von Luther, Melanchthon und den Auftraggebern.

Lucas Cranach der Jüngere, Miniaturen der Bibel des Nikolaus von Ebeleben, 1561
Foto: Tim Hufnagl
Epitaphien – Memoria und Konfession Ab 1550 erlebte das Epitaph im lutherischen Kirchenraum eine neue Blüte. Cranach d. J. schuf für die Wittenberger Stadtkirche zahlreiche Gedächtnismale. Er wählte dafür Bildmotive, die der lutherischen Heilsgewissheit Ausdruck verliehen. Die Themen konzentrierten sich auf christologische Inhalte, die Trost und Hoffnung spenden und den Glauben der Betrachter stärken sollten. Durch die Epitaphien blieben die Verstorbenen in der Gemeinde präsent. Sie riefen zum dankbaren Angedenken ihres vorbildhaften Lebens im evangelischen Glauben auf. So wurde das Totengedächtnis in die lutherische Kirche integriert.

Lucas Cranach der Jüngere, Auferstehung Christi mit Stifterfamilie (Epitaph für Leonhard Badehorn), 1554
Foto: Tim Hufnagl
Bildnisse Martin Luther und Philipp Melanchthon Seit Beginn der Reformation gehört das Lutherporträt – später als Paar mit Melanchthon – zum Programm der Cranachwerkstatt. In hohen Stückzahlen auf den Markt gebracht, erlangte es ikonischen Charakter. Cranach d. J. führte diese Tradition mit neuen Bildformen und variierten Formaten fort: Der Typus des Reformators, der dem Betrachter ein aufgeschlagenes Buch mit Bibelversen zur Lektüre entgegen hält, geht auf ihn zurück. Die Verse, in denen die authentische Handschrift oder ein Typendruck nachgeahmt werden, stehen für das unverfälschte Wort Gottes.

Lucas Cranach der Jüngere, Bildnisse Martin Luther und Philipp Melanchthon, 1562
Foto: Tim Hufnagl
Adam und Eva.jpg Der Sündenfall zählt zu den am häufigsten gemalten Motiven der Cranach-Werkstatt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Varianten in den unterschiedlichsten Formaten. Die Cranachs konzentrieren sich in ihrer Darstellung des Sündenfalls auf die Begegnung des Paares und zeigen den Moment der Zuwendung und Verführung in Gesten und Körperhaltung. Um den Baum der Erkenntnis windet sich die Schlange, von der Idylle des Paradieses zeugen die Tiere. Das Thema des Sündenfalls war fester Bestandteil der lutherischen Glaubensbilder. Im Sinne von Luthers Ehelehre stehen Adam und Eva hier für das Urelternpaar.

Lucas Cranach der Ältere, Adam und Eva, 1532
Foto: Tim Hufnagl
Höfische Bilder - Tugendallegorien Mit großem Erfolg malten die Cranachs weibliche Tugendallegorien, die an Fürstenhöfen und bei humanistisch gebildeten Sammlern äußerst beliebt waren. Den Anfang machte 1509 das berühmte Gemälde der lebensgroßen Venus von Cranach d. Ä., die erste Aktdarstellung der Göttin der Liebe nördlich der Alpen. Ihr folgten die liegenden Quellnymphen als erste Akte in der Natur sowie die römisch-antike Heldin Lukretia und Caritas, die Göttin der Nächstenliebe. Sie etablierten Cranach d. Ä. als Maler weiblicher Akte. Sein Sohn führte die Serien bis in die zweite Jahrhunderthälfte fort.

Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl
Porträts – zwischen Abbild und Ideal Cranach d. J. war schon früh mit der Anfertigung höfischer Bildnisse betraut worden. Indem er sich einem mehr malerischen Stil zuwandte, löste er sich vom idealisierenden Schematismus der Serienbildnisse seines Vaters. Die Standesporträts des jüngeren Cranach inszenieren Macht und Wohlstand der Dargestellten. Das Porträt jener Zeit konnte viele Funktionen erfüllen: Es diente der Brautwerbung oder dem Zeugnis der Eheschließung, der Erinnerung oder der Memoria von Verstorbenen. Auch war es Ausdruck höfischer wie adliger Repräsentation und legitimierte Herrschaftsansprüche.

Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl
Von Meisterhand – Porträtzeichnungen aus Reims Das Musée des Beaux-arts de Reims verwahrt eine einzigartige Sammlung an Zeichnungen von der Hand Lucas Cranachs d. J.: 13 Porträtstudien von Angehörigen des sächsischen Herrscherhauses und der mit ihnen verwandten Fürsten. Sie gehörten einst zum Fundus der Cranach-Werkstatt und dienten als Vorlagen bei Nachbestellungen der Porträts. Damit verfügten die Cranachs über das Bildnismonopol der sächsischen Fürsten. Zwei der Studien wurden von Cranach d. J. eigenhändig bezeichnet. Erst im späten 19. Jahrhundert erkannte man in ihnen Werke Cranachs d. Ä. Neueste Forschungen belegen, dass sie alle Cranach d. J. zugeschrieben werden müssen.

Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl

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